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blaukalten Licht kommen sie mir bleicher vor, als sie wirklich
sind, und ich sehe, ich muss mir die Zehennägel schneiden.
»Mea culpa extrema absentia conscientiae culpae est.«
»Was bedeutet das?«
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Ich stemme die Hände in die Seiten, drehe mich halb um,
sehe sie aber nicht an.
»Meine größte Schuld ist das Fehlen von Schuld. Oder so.
So ungefähr.«
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie lacht, aber hören
kann ich es nicht.
»Das stimmt vielleicht für dich. Aber ich definiere das nicht
so. Mein Mangel an Schuldbewusstsein ist der Beweis, den ich
brauche, um behaupten zu können, dass ich mich richtig ver-
halten habe. Denn was hat der Junge im Tausch für seinen
Reichtum erhalten? Er hat eine schöne Kindheit, er hat eine
Mutter. Er hat eine Mutter, Synne, das hätte er sonst nicht ge-
habt. Alle hätten es auf den kleinen Wicht abgesehen, genauer
gesagt, auf sein Vermögen, er wäre ohne Familie aufgewach-
sen. Nein & «
Sie erhebt sich, leicht jetzt, graziös, und kommt auf mich
zu, nimmt meine Hand, wir stehen nebeneinander da und be-
trachten vor uns das Spiel des Mondes, das Meer atmet
schwer und zufrieden, und Asha drückt meine linke Hand,
dann lässt sie sie wieder los.
»Was meinst du? Habe ich mich richtig verhalten?«
Ich kann mit dieser Geschichte nicht umgehen. Es steht
nicht einmal fest, ob ich ihr glaube. Sie ist jetzt so fremd, eine
ganz andere als die, die ich vor über einem halben Jahr
kennen gelernt habe und die »yes, ma am« sagte und fast kein
Englisch sprach. Ich bin hergekommen, um meine Ruhe zu
haben. Ich wollte allein sein. Asha ist so fremd, aber auch viel
zu nah und vertraut. Jetzt haben sie mich, der kleine Junge
und seine Großtante, und ich werde von einer Trauer darüber
erfüllt, dass es mir offenbar unmöglich ist, Einsamkeit zu
finden, die absolute Isolation, die ich verdiene, die ich
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brauche, um irgendwann dahin zurückkehren zu können, wo
ich hergekommen bin. Asha steht neben mir und bedeutet
mir etwas, sie und ihr kleiner Junge halten mich zurück,
während ich weiß, dass ich weg muss, und ihre Geschichte,
die sie unmöglich auch anderen erzählt haben kann, bindet
mich an diesen Ort; ich schlage die Augen nieder und stelle
fest, dass Sand und Wasser meine Füße angesaugt haben, ich
stehe bis zu den Knöcheln in Sand und Wasser.
»Vielleicht«, sage ich. »Es steht mir nicht zu, das zu
beurteilen.«
»Du machst es dir zu leicht, Synne. Wenn es uns Menschen
nicht zusteht, zu urteilen, wem steht es denn dann zu? Gott?
Du hast doch gesagt, dass du nicht an Gott glaubst.«
»Du musst selber urteilen. Wir müssen uns alle selber beur-
teilen. Nur wir wissen doch Bescheid, Asha. Mit welchem
Recht schaffen wir uns unser eigenes Leben? Und haben wir
das Recht, zu & Ist es richtig, unser eigenes Glück zu verfol-
gen, weil wir glauben, dass damit auch das Leben anderer
besser werden kann? Hast du an dich gedacht oder an Pierrot,
als du ihn mitgenommen hast? Ich weiß es nicht. Ich kann
nicht & Wir müssen unsere eigenen Entscheidungen treffen
und danach versuchen, uns damit zu versöhnen.«
»Aber ich habe doch keine Entscheidung getroffen! Ich
stand einfach nur vor dem brennenden Haus, und als mir
aufging, dass niemand überlebt haben konnte, bin ich los-
gegangen. Ich habe mich nicht entschlossen, ich bin einfach
losgegangen. War das richtig?«
Noch immer sinke ich immer tiefer in den Sand, er wirkt
wie Treibsand, und ich habe Angst, als ich versuche, mich
loszureißen, ich stecke fest, ich bücke mich rasch und nehme
die Hände; nach einigen Sekunden bin ich frei und rette mich
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aufs Trockene. Ich zucke mit den Schultern und laufe zum
Bungalow, ich will Petter sehen.
Er liegt quer über dem Bett, ohne Decke, er ist heiß, seine
Brust ist von Schweißperlen bedeckt, er macht sich breit und
hat seine Arme und Beine überall, seine Schlafanzughose ist
zu klein, und an seinen bloßen Beinen sehe ich Sandkörner,
die im schwachen Licht des Badezimmers funkeln wie
Diamanten, sein Gesicht ist von völliger Ruhe geprägt und
umkränzt von den zerzausten Haaren, die dunkelbraun und
struppig sind und blonde Spitzen haben: In einer Woche wird
er acht und bekommt von einer zufällig Vorüberkommenden
ein Boot, ehe sie weiterfährt, um vielleicht nie
wiederzukommen.
Asha ist mir gefolgt und flüstert:
»Habe ich mich richtig verhalten, Synne?«
Ohne zu antworten, schleiche ich mich zum Bett und ziehe
den italienischen Schuhkarton unter der Matratze hervor.
Noch immer schweigend gehe ich zurück zum Strand und set-
ze mich in Petters schrottreifen Strandkorb.
Asha nimmt in dem anderen Platz, wir scheinen jetzt
miteinander verbunden zu sein, sie lässt mich nicht los, und
ich würde mich gern darüber ärgern, empfinde stattdessen je-
doch eine Art von & Zuneigung?
Der Brief liegt ungelesen unten im Karton. Als ich ihn her-
vorziehe, fallen andere Zettel heraus, und ich bekomme
Angst, ich klaube sie zusammen und stopfe sie zurück und
drücke den Deckel darauf. Ich öffne den ungelesenen Brief.
Asha schweigt. Ich lese den Brief dreimal.
»Ich brauche nicht nach Norwegen zurückzufahren«, sage
ich, während ich den Brief wieder zusammenfalte. »Ich habe
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nichts verbrochen. Die Polizei sagt, dass ich nichts verbrochen
habe. Die Ermittlungen sind eingestellt worden.«
»Aber das spielt doch keine Rolle«, flüstert Asha. »Nur du
weißt, ob du schuldig bist, nicht wahr? Andere können nicht
über dich urteilen.«
Der italienische Schuhkarton sperrt sich, der Deckel will
nicht geschlossen bleiben, die Seiten lösen sich langsam
voneinander, und ich brauche Klebeband, bringe es aber nicht
über mich, aufzustehen, ich bin bleischwer, und der Boden
hält mich fest, fest, und ich kann gerade noch den Kopf über
meinen Schoß beugen, über die kühle Pappe, die fast schon in
Auflösung übergegangen ist, und plötzlich und ohne es zu
wollen, fange ich an zu weinen.
Asha bleibt die ganze Nacht bei mir sitzen, und sie fragt
nicht einmal, ob ich meine Geschichte gegen ihre tauschen
will.
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»PENG!«
Die Tür wurde so hart zugeschlagen, dass sie fast aus den
Angeln gesprungen wäre.
»Benedicte! Benedicte!«
Rebecca war wütend und riss die Tür auf.
»Lauf gefälligst nicht weg, wenn ich mit dir rede. Hörst
du!«
»Ich bin achtzehn. Ich mache, was ich will!«
Synne hörte ihre Stimme, trotzig, aber mit einem Hauch
von Unterwerfung. Synne wusste, dass sie bald zurückkehren
würde, sich aufs Sofa setzen, in die Luft starren und die
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Ungerechtigkeit der Welt ganz allgemein vorführen würde,
dazu aber auch die Tatsache, dass Rebecca ihr ihren Wagen
nicht geben wollte.
Synne hatte sich vor sehr langer Zeit einmal gewaltig geirrt,
nämlich als Benedicte elf Jahre alt gewesen war und mit ihren
Eltern in einer Villa ganz oben am Holmenkollen gewohnt
hatte, damals, als alles anders gewesen war und Synne angen-
ommen hatte, dass Benedicte später nicht hübsch werden
würde. Die Teenagerjahre hatten ihr ein spannendes Ausse-
hen geschenkt, dunkel, mit großen schwarzen Augen, und sie
war den Ekzemen entwachsen, wie die Ärzte das versprochen
hatten. Sie zog sich originell an, zumeist in Kleidern aus dem
Laden der Heilsarmee, sie hatte sehr viel Farbsinn und ein
Gespür für alles, was mit Ästhetik zu tun hatte; Benedicte
Schultz mauserte sich langsam zu einer kleinen Künstlerin.
Sie hatte auf dem Gymnasium einen Theater-Leistungskurs
belegt und würde vom Herbst an die Schauspielschule
besuchen.
»Sie kann meinen Wagen haben«, sagte Synne hinter der
Abendzeitung. »Das ist doch kein Problem. Sie kann ihn
haben.«
»Es geht darum, dass sie heute Abend überhaupt kein Auto
haben soll«, protestierte Rebecca. »Sie weiß genau, dass sie
kein Auto bekommt, wenn sie ihre Pflichten vernachlässigt.«
Aber Benedicte hatte jetzt eine Verbündete. Sie starrte
Synne an, überlegte, lächelte kurz, war jedoch noch nicht
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